Auch in Coronazeiten können wir 2021 Urlaub machen und fahren natĂŒrlich mit unserer ZOE: im Juni eine Woche nach Görlitz und Ende August fĂŒr knapp drei Wochen nach Matrei in Osttirol.
Wir unternehmen damit nichts Neues. Görlitz und Matrei i.O. sind Favoriten unter unseren Standardzielen und ich habe in der Vergangenheit schon mehrfach ĂŒber entsprechende Reisen berichtet. Aber da sich die Rahmenbedingungen der Ladeinfrastruktur immer weiter und manchmal auch zurĂŒckentwickeln und keine Reise der anderen gleicht, schreibe ich mal wieder was. đ
Gleich vorweg: Es gab weder auf diesen Touren noch ĂŒberhaupt seit wir sie fahren irgendwelche Probleme mit unserer ZOE R110 Bj. 2018, die mittlerweile 32.000km auf der Uhr hat. Möge es so bleiben.
Görlitz-Reise
Als wir 2019 das letzte Mal in Görlitz waren, konnten wir von Hannover kommend unterwegs am Flughafen Leipzig/Halle kostenlos laden und kamen mit dieser einen Zwischenladung aus. Inzwischen ist das Laden dort kostenpflichtig. Der gĂŒnstigste Preis fĂŒr mich wĂ€ren 0,48âŹ/kWh (mit Plugsurfing) und das ist mir fĂŒr 22kW AC zu teuer.
Ich suche bei GoingElectric nach kostenlosen Lademöglichkeiten entlang der Strecke und finde tatsÀchlich noch welche, aber es werden dann zwei Zwischenstops: in Bernburg und in Döbeln.
Bernburg
Bernburg ist cool: Praktisch alle dort existierenden Ladestationen sind Mitte 2021 (noch) kostenlos nutzbar, sehr nett. Es gibt nur eine kleine Irritation: Da es ein heiĂer sonniger Tag ist, wollen wir die Lademöglichkeit in der Tiefgarage Karlsplatz nutzen. Wir ziehen ein Parkticket und fahren rein, um dann festzustellen, dass an der LadesĂ€ule beide AnschlĂŒsse belegt sind. OK, passiert. Wir wollen ohne anzuhalten direkt wieder raus, aber denkste. Ich kenne es so, dass in ParkhĂ€usern, Tiefgaragen usw. die ersten 15 Minuten nichts kosten, damit man eben direkt wieder rausfahren kann, falls einer der tausend GrĂŒnde, die einen davon abhalten, tatsĂ€chlich zu parken, zutreffen. Nicht so in Bernburg. Wir mĂŒssen tatsĂ€chlich fĂŒr die 2 Minuten Durchfahrt zahlen, sonst geht die Schranke nicht auf.
Es ist nun nicht der (geringe) Betrag, der nervt. Aber ZOE abstellen und diverse Treppen hoch zum Ticketautomaten und wieder zurĂŒck latschen mĂŒssen, das nervt. Da ist noch Optimierungsbedarf.
Endlich wieder drauĂen ist die nĂ€chste Lademöglichkeit am Rheineplatz gleich in der NĂ€he und zum GlĂŒck die 22kW-SĂ€ule auch frei. Unweit davon gibt es einen Inder, bei dem wir essen gehen. Fast perfekt.
Döbeln
Döbeln passt ebenfalls wunderbar: Die kostenlose LadesĂ€ule der âWG Fortschrittâ befindet sich direkt neben einer BĂ€ckerei mit CafĂ©, wo wir entspannt die Ladepause verbringen. FĂŒr alle, die sich glutenfrei ernĂ€hren wollen oder mĂŒssen: In dieser BĂ€ckerei gibt es total leckeres 100%iges Buchweizenbrot, von dem wir uns gleich das letzte verfĂŒgbare Exemplar sichern, auf der RĂŒckreise dann noch einmal. Dieses Brot schmeckt uns so gut, dass wir ĂŒberlegen, ob wir es uns nicht regelmĂ€Ăig schicken lassen wollen, aber das kommt uns dann doch etwas zu verrĂŒckt vor.
Görlitz
In Görlitz sind seit unserem letzten Besuch erfreulicherweise einige neue LadesÀulen hinzugekommen. Die unserer Unterkunft in der Altstadt nÀchstgelegene befindet sich am Nikolaiturm und lÀsst sich mit meiner EnBW mobility+ Karte freischalten.
Ăber Görlitz will ich ansonsten jetzt nichts weiter schreiben. Tolle Stadt, einfach hinfahren und selbst gucken.
Und wem der Harz inzwischen zu kahl geworden ist, kann etwas sĂŒdlich von Görlitz im Zittauer Gebirge noch ziemlich intakten Wald erleben und dort wunderbar wandern.
Rothenburg
Wir machen auch noch einen Abstecher nach Rothenburg in der Oberlausitz und laden dort an der in einer frĂŒheren Version dieses Berichts von mir als âwahrscheinlich östlichsten LadesĂ€ule Deutschlandsâ bezeichneten Ladestation am Schlossplatz. Die NeiĂe ist nur wenige hundert Meter entfernt und auf der anderen Seite ist dann schon Polen. Aber ein mitlesender E-Kollege machte mich darauf aufmerksam, dass sich die LadesĂ€ule in Görlitz am Nikolaiturm, die ich oben erwĂ€hnt habe, noch eine Nuance östlicher befindet. Stimmt. Danke! đ
An dieser SĂ€ule passiert ĂŒbrigens, was in letzter Zeit leider hĂ€ufig der Fall ist: In diversen Verzeichnissen ist der AC-Anschluss mit 22kW angegeben, aber die LadesĂ€ule gibt nur 11kW ab. Blöd, wenn man knapp ankommt und nicht ewig warten kann oder will. Ich setze eine Korrekturmeldung fĂŒr das GoingElectric-Verzeichnis ab.
Ewig warten geht hier ohnehin nicht: An dieser LadesĂ€ule ist die Ladezeit rĂ€tselhafterweise auf max. 2 Stunden beschrĂ€nkt. Wie soll man da mit 11kW einen 40kWh-Akku voll bekommen? Und es sieht ja nun nicht gerade danach aus, als ob hier in Rothenburg (laut ostsachsen.de âDas kleine fast verschlafene östlichste StĂ€dtchen Sachsensâ) der Mega-Andrang an der LadesĂ€ule herrschen wĂŒrdeâŠ
Matrei i.O.-Reise
Was soll ich groĂ sagen, es zieht uns einfach immer wieder hierhin, in diesen wunderschönen Ort im Nationalpark Hohe Tauern. Ab und zu fragen wir uns mal, ob wir im jeweiligen Jahr nicht woanders Urlaub machen wollen, und die Antwort ist jedesmal nein. đ
Traditionell nehmen wir uns wieder zwei Tage Zeit fĂŒr die Reise, anders ist die 850km-Strecke mit unserer ZOE ohne Schnelllademöglichkeit ja auch nicht sinnvoll zu bewĂ€ltigen.
Kostenlos, aber
Ich versuche wieder, die letzten verbliebenen kostenlosen Lademöglichkeiten entlang der Strecke zu finden. Unterwegs geben wir dieses Konzept dann allerdings auf, hauptsĂ€chlich aus zwei GrĂŒnden: zu wenig Ladeleistung und/oder zu umstĂ€ndliche Freischaltprozedur.
Die erste kostenlose LadesÀule, die wir ansteuern (in Homberg (Efze)), bietet real vor Ort wieder nur die halbe Ladeleistung statt der im Verzeichnis angegebenen 22kW. Mir scheint, als hÀtten bundesweit viele Aufsteller die Leistung inzwischen reduziert. Wieso?
Wir fahren zur nĂ€chstgelegenen kostenpflichtigen 22kW-Lademöglichkeit im Ort und pfeifen auf die Kosten (0,44âŹ/kWh mit EinfachStromLaden) zugunsten deutlich schnelleren Ladens.
Bei unserem zweiten Ladestop in Oberhaid (da waren wir schonmal) hat sich die Prozedur fĂŒr kostenloses Laden inzwischen verkompliziert, man muss einen QR-Code einscannen und sich via Internet anmelden oder irgendsowas. Wieso diese UmstĂ€nde, wenn es doch kostenlos ist? Das ist mir zu blöd, ich kann trotz Brille das Kleingedruckte in der Anleitung nicht richtig erkennen und glaubtâs mir oder nicht: Ich habe auch keine App zum Lesen von QR-Codes auf dem Handy. Also zĂŒcke ich meine EinfachStromLaden-Karte und lade auch hier wieder fĂŒr 0,44âŹ/kWh.
Laden am Hotel
In den vergangenen Jahren haben wir auf der Hinfahrt immer in Greding ĂŒbernachtet, aber das war uns das letzte Mal zu piefig dort und das FrĂŒhstĂŒcksbuffet mehr als dĂŒrftig fĂŒr den aufgerufenen Preis.
FĂŒr die diesjĂ€hrige Ăbernachtung suche ich ein Hotel mit Lademöglichkeit direkt am Haus und finde das witzig benannte und angenehm moderne Hotel Roomreich in Ingolstadt. Das Roomreich betreibt die Wallbox nicht selbst, sondern ĂŒberlĂ€sst das samt Abrechnung den Stadtwerken â ein Konzept, das aus Hotelsicht sicher seinen Charme hat, fĂŒr GĂ€ste allerdings eher nachteilig ist. Denn: Die Ladebox lĂ€sst sich nicht vorab reservieren, obwohl sie an einem hoteleigenen Stellplatz angebracht ist. Verstehe ich nicht ganz, man könnte ja einfach so ein rot-weiĂes VerkehrshĂŒtchen da hinstellen. Aber geht nicht, wahrscheinlich sagen die Stadtwerke: Muss öffentlich sein. Oder so. Hm.
Wir haben immerhin GlĂŒck: Als wir ankommen, ist der Stellplatz an der Wallbox frei. Als ich nach etlichen Fehlversuchen endlich verstanden habe, dass ich die RFID-Karte einfach lĂ€nger an den Leser halten muss, damit die Ladung startet: ErnĂŒchterung in Form von wieder nur 11 statt der avisierten 22kW.
Jetzt ist das fĂŒr Destination-Charging an sich kein Problem, schlieĂlich stehe ich da ja die ganze Nacht und habe also mehr als genug Zeit. Jedoch: Die fĂŒr mich an dieser Wallbox verfĂŒgbaren Ladetarife (EinfachStromLaden und EnBW mobility+) schlagen nach 4 Stunden mit einer BlockiergebĂŒhr zu. Wenn ich die vermeiden will, muss ich nach Ladeende also nochmal raus und zumindest das Kabel abstecken.
Ăber die Sinnhaftigkeit von BlockiergebĂŒhren an Hotel-Wallboxen kann man jetzt diskutieren. Ich persönlich bevorzuge dann allerdings 22kW statt 11kW, damit ich nach Ankunft nur max. 2 Stunden auf das Ladeende warten muss. Bei nur 11kW sind es im ungĂŒnstigen Fast-leer-angekommen-Fall nĂ€mlich 4 Stunden. Das kann dann mitten in der Nacht sein, und dann will ich schlafen und mich ausruhen und nicht nochmal zum Stellplatz mĂŒssen.
Da wir nicht ganz leer und relativ frĂŒh ankommen, ist der ZOE-Akku schon kurz nach 22 Uhr auch an dieser 11kW-Wallbox wieder voll, gerade noch tolerabel fĂŒr mich, um mich nochmal aufzuraffen zur BlockiergebĂŒhrvermeidung.
Kufstein
Der ursprĂŒngliche Plan sieht am zweiten Reisetag einen Ladehalt an einer kostenlosen Ladestation in Söchtenau vor, aber nach den Erfahrungen des ersten Reisetages pfeifen wir auf den Umweg und wollen lieber in Kufstein etwas nachladen, bevor es dann richtig bergauf geht.
Bevor wir in Kufstein ankommen, gönnen wir uns noch ein opulentes, kulinarisch erstklassiges FrĂŒhstĂŒck bei Dinzler an der RaststĂ€tte Irschenberg. Mein Favorit: Shakshuka mit Onsen-Ei.
Wir könnten an der RaststĂ€tte oder an der OMV-Tankstelle etwas weiter unten auch laden, aber die fĂŒr die Ladestationen dort fĂŒr meine diversen Karten/Apps aufgerufenen AC-Preise beginnen bei 0,55âŹ/kWh. Könnt ihr behalten.
In Ăsterreich kann ich an vielen LadesĂ€ulen meine TIWAG-Karte einsetzen, da kostet die kWh nur 0,22âŹ.
Aber schon der erste Ladeversuch in Kufstein gerÀt wieder zum 11kW-Desaster. Die Ladestation, die wir anfahren, kann zwar laut Verzeichnis 22kW, aber als wir ankommen, hÀngt schon ein E-Auto dran und die Box teilt dann offenbar die Ladeleistung auf. Wir stöpseln direkt wieder ab und fahren weiter. Langsam nervt das mit den 11kW.
Söll
Den nÀchsten Ladeversuch machen wir in Söll am Parkplatz der Hochsöllbahn, und hier klappt es endlich mal wieder mit 22kW, die sogar dann noch abgegeben werden, als sich spÀter am anderen Anschluss noch ein Tesla dazugesellt. Na bitte, geht doch.
Wir gehen einen Kaffee/Kakao trinken und fahren dann durch bis Matrei i.O. Wieder ist es herrlich, nach Pass Thurn und dem Felbertauerntunnel bergab zu rekuperieren und der Reichweitenanzeige dabei zuzusehen, wie sie Kilometer um Kilometer zulegt. đ
Matrei i.O.
In Matrei muss die kostenlose 11kW-LadesĂ€ule am Nationalparkhaus neuerdings per SchlĂŒssel freigeschaltet werden. Ich muss ins Nationalparkhaus gehen und danach fragen. Eine Mitarbeiterin kommt mit heraus und schaltet frei. Das ist dann auch hier das Quentchen Umstand, das mich kĂŒnftig davon abhĂ€lt, an dieser Ladestation zu laden. Bei 11kW kommt eh nicht viel zusammen in der Zeit, in der ich einkaufen gehe oder einen Spaziergang mache, kostenlos hin oder her.
Nach nunmehr 8 Jahren ElektromobilitĂ€t hat mich meine Liebste mit ihren gletscherblauen Adleraugen darin ĂŒberflĂŒgelt, neue LadesĂ€ulen oder auch nur Ladeboxen zu erspĂ€hen. So sieht sie, als wir Freunde vom Appartmenthaus Ganzer abholen, dort eine neue, sogar öffentliche Ladebox, die noch gar nicht im Verzeichnis steht. Ich mache gleich Fotos und stelle sie bei GoingElectric ein. Mein Versuch, an dieser Ladebox zu laden, scheitert jedoch aus technischen GrĂŒnden. Die Box will nicht. Die Störung wird an sich durch rotes Blinken des RFID-Symbols wohl auch angezeigt, allerdings scheint die Sonne so ungĂŒnstig auf die Box, dass das nicht zu erkennen ist. Am nĂ€chsten Tag sehe ich in der TIWAG-App, dass offenbar gerade jemand dort lĂ€dt, der Anschluss ist als belegt ausgewiesen. Wer weiĂ, woran es gelegen hat.
Die wenigen Male, die ich in Matrei i.O. laden muss (immer nur kurze Nachladungen, wenn es gerade passt), fahre ich zu der zuverlÀssigen LadesÀule am M-Preis.
Virgen
Auch in Virgen macht mich meine Liebste auf eine neue Ladestation aufmerksam, anscheinend baugleich mit der am M-Preis in Matrei. Testweise schlieĂe ich unsere ZOE mal kurz an. An der anderen Seite lĂ€dt gerade ein i3. Zwei E-Autos gleichzeitig zu laden packt diese SĂ€ule allerdings offenbar nicht: Der Ladeanschluss, den wir nutzen wollen, geht nach dem Freischalten direkt auf Störung. Auch nach dem Abstöpseln blinken die entsprechenden Lichtcodes weiterhin. Hm. Dann halt nicht.
Kals am GroĂglockner
Nun fahren wir schon seit 2004 in jedem Jahr nach Matrei in Osttirol und waren noch nie im Nachbartal in Kals am GroĂglockner. Dieses Jahr holen wir das nach und werden mit wunderbaren Wandertouren zur LucknerhĂŒtte und durch die Dabaklamm und das Dorfer Tal zum Kalser Tauernhaus belohnt.
Wenn man zur LucknerhĂŒtte will, kann man am Parkplatz Glocknerwinkel laden; hier stehen sogar zwei LadesĂ€ulen mit insgesamt vier Typ-2-AnschlĂŒssen zu je 22kW.
Als wir durch die Dabaklamm gehen, erwarte ich jeden Moment, Gandalf, Bilbo und den 13 Zwergen zu begegnen. Phantastische Landschaft.
Die Dabaklamm und das Dorfer Tal gefallen uns so gut, dass wir da im Abstand weniger Tage zwei Mal hinfahren und wandern. Das erste Mal nur bis zur Jausenstation Bergeralm (eigentlich eher ein Spaziergang), das zweite Mal dann noch weiter bis zum Kalser Tauernhaus. Auf dem RĂŒckweg von der Bergeralm sehe zur Abwechslung mal ich aus dem Augenwinkel eine Ladestation auf dem Parkplatz des Vital- und Wanderhotels Taurerwirt.
Preisverleihung
Als wir das zweite Mal dort sind, wĂŒrde es eigentlich gerade gut passen, unsere ZOE zu laden, wĂ€hrend wir die Wandertour machen. Die StellplĂ€tze sind allerdings nur fĂŒr HotelgĂ€ste ausgewiesen. Ich gehe zur Rezeption, um mich zu erkundigen, ob ich â obwohl kein Hotelgast â trotzdem dort laden darf. Anmerkung: Ich kann diese Ladestation mit einer meiner Ladekarten freischalten und zahle den Ladestrom dadurch selbst.
âŠund der erste Preis fĂŒr die kreativste Ausrede 2021 in der Kategorie âWarum du hier hier nicht laden darfstâ geht aaaannn: das Vital- und Wanderhotel Taurerwirt!
Ich: âEntschuldigung, ich bin kein Hotelgast, aber Ihre Ladestation auf dem Parkplatz ist gerade frei â dĂŒrfte ich dort vielleicht ausnahmsweise laden?â
Rezeptionistin: âOh. Ăh â das geht leider nit, weil⊠Àh⊠unsere KĂŒche macht jetzt grad den Abwasch, und da reicht der Strom dann nit.â
Also ich hĂ€tte kein Problem damit, wenn sie sagen wĂŒrde: Sorry, ist halt nur fĂŒr HotelgĂ€ste. Werden Sie unser Gast, dann können Sie gern laden. Aber offenbar ist ihr das doch irgendwie peinlich und sie sieht sich genötigt, ad hoc eine Antwort zu improvisieren, die ein eher objektives Hindernis postuliert. Nice.
Ich könnte sie nun anlĂ€cheln und sagen: OK, dann warte ich, bis Ihr KĂŒchenteam mit dem Abwasch fertig ist. Aber ich will sie nicht noch mehr in Verlegenheit bringen.
Kurz durchzuckt mich der hippiemĂ€Ăig-rebellische Gedanke, ob ich die ZOE nicht klammheimlich anschlieĂe. Von der Rezeption aus ist der Ladeplatz nicht einzusehen. Höchstwahrscheinlich fĂ€llt es niemandem auf. Steht ja kein âIch bin kein Gastâ-Schild an der ZOE dran. Und ob der Hausmeister hier mit Nummernschildlisten patrouilliert, bezweifle ich.
Aber was, wenn dann doch der Strom im Hotel, ja vielleicht im ganzen Tal ausfĂ€llt?! Abwasch nur mit kaltem Wasser bei Kerzenschein, es bleiben Fettreste am Geschirr haften, die GĂ€ste empören sich und schreiben schlechte Bewertungen ins Internet, der Tourismus bricht ein, das Hotel muss schlieĂen, die Gegend verarmt, alle mĂŒssen wegziehen und der Staudamm in der Dabaklamm wird doch noch gebaut⊠Wer will das? Ich nicht.
Loacker Genusswelt
UngefĂ€hr 30km westlich von Lienz, in Heinfels, hat Loacker â kennste, kennste: sehr leckere teure Waffeln â nicht nur eine ProduktionsstĂ€tte, sondern auch ein âGenussweltâ benanntes Konglomerat aus CafĂ©, Outlet-Shop und einer Art Ausstellung errichtet. Auf Bildern im Netz sieht das relativ beschaulich aus und auf dem Parkplatz gibt es sogar zwei LadesĂ€ulen. Also fahren wir da mal hin, um uns vielleicht einen Jahresvorrat zuzulegen. đ
Kurze Kontext-Erinnerung fĂŒr die Nachgeborenen: Es ist Coronazeit. In Ăsterreich muss man heuer in jeder Art GaststĂ€tte, CafĂ©, AlmhĂŒtte etc. mindestens ein gĂŒltiges Negativ-Testergebnis vorlegen können oder halt nachweislich geimpft oder genesen sein. Es wird tatsĂ€chlich kontrolliert, wenn ich auch glaube, dass die jeweilige Servicekraft bei dem flĂŒchtigen Blick aufâs Handy-Display unmöglich das Datum des Testergebnisses erkennen kann.
Als wir an der Genusswelt ankommen, sind wir zunÀchst nur irritiert, weil wir nicht erwartet haben, was uns dort erwartet: ein riesiger Parkplatz und unglaubliche Menschenmassen, die in langer Schlange ohne irgendwie erkennbare AbstÀnde am Eingang anstehen.
Da wir nun mal hier und relativ weit gefahren sind, stellen wir uns auch an. Immerhin, die meisten tragen eine FFP2-Maske. Fast alle sprechen italienisch und sind in Familie da. Es ist heiĂ.
Eingelassen wird immer pulkweise zu jeweils geschĂ€tzt 30-50 Leuten, und als wir eine halbe Stunde spĂ€ter mit dem dritten Pulk in das GebĂ€ude kommen, steigert sich unsere Irritation sehr schnell in einen Zustand schockierten Unglaubens. Niemand will irgendwelche Nachweise oder Testergebnisse sehen. Aus unerfindlichen GrĂŒnden werden alle Leute durch den Museumsbereich, die âAusstellungâ, geschleust; der direkte Weg in den Shop ist durch ein Absperrband verwehrt und als ich dennoch abbiegen will, hĂ€lt mich ein Angestellter zurĂŒck und bedauert, dass der Shop im Moment zu voll sei und wir bitte alle erst durch die Ausstellung mĂŒssten.
Diese entpuppt sich als ein dunkles Labyrinth aus engen GĂ€ngen mit schwarzen WĂ€nden, etlichen Treppen auf- und abwĂ€rts und in gröĂeren AbstĂ€nden in die WĂ€nde eingelassenen beleuchteten Nischen mit einzelnen AusstellungsstĂŒcken der Art âunser erstes Waffeleisenâ.
Der Menschenpulk schiebt sich eng an eng da durch. Die Ausstellung interessiert niemanden, alle wollen nur möglichst schnell in den Shop. Selbst wenn man wollte, es ist unmöglich, stehenzubleiben und sich so ein Waffeleisen mal genauer anzuschauen.
Es ist nicht nur eine Farce, sondern vor allem eine unheimliche Corona-Hotspot-Geisterbahn, und wir sind die Geister. Ich presse unwillkĂŒrlich meine Maske enger an mein Gesicht und versuche, möglichst wenig zu atmen.
Als die âAusstellungâ uns endlich in den Shop ausspuckt, geht die Dystopie noch weiter: Dicht an dicht stehen die Menschen vor den Regalen, raffen SĂŒĂzeug zusammen und drĂ€ngen sich an der Kasse.
Meine Liebste und ich sind kurz vor der Schockstarre, schauen uns an und verlassen fluchtartig das GebÀude. Ohne Loacker-Jahresvorrat, aber hoffentlich nicht kontaminiert. WTF?!
DrauĂen im CafĂ© ist die Lage wesentlich entspannter. Wir finden einen freien Zweiertisch und versuchen bei zugegeben extrem leckerem Cappuccino, heiĂer Schokolade und Eis mit Caramel-Topping wieder zu uns zu kommen und das gerade Erlebte zu verarbeiten. Bevor sie unsere Bestellung aufnimmt, kontrolliert die Bedienung ĂŒbrigens unsere Testergebnisse. Aaaaaaah!
RĂŒckreise
Auf der RĂŒckreise ĂŒbernachten wir wie letztes Jahr wieder in Gerolzhofen, bequem mit LadesĂ€ule direkt schrĂ€g gegenĂŒber am Geomaris-Bad.
Auf dem Weg dorthin legen wir eine Zwischenladung in Ingolstadt ein. Geplant ist die LadesĂ€ule am Ingolstadt Village, einer bizarren Marken-Einkaufsmeile, die an eine Filmkulisse erinnert. Aber im Gegensatz zur Loacker-Genusswelt ist die Situation hier durch relativ wenig Leute wesentlich entspannter. Da die LadesĂ€ule belegt ist, weichen wir auf die unweit gelegene Firma Bauer Energietechnik aus, die ihre 22kW-Wallbox öffentlich zur VerfĂŒgung stellt, diverse E-Autos im eigenen Fuhrpark hat und deren Mitarbeiterinnen extrem nett sind: Als wir ankommen, wird sofort die Wallbox, an der ein Firmenwagen lĂ€dt, fĂŒr uns freigemacht. Dankeschön! đ
Am zweiten Tag haben wir wenig Lust auf Autobahn, insbesondere auf die Kasseler Berge. So steuern wir als Zwischenladehalt das Schlosshotel Friedewald an. Letztes Jahr hatten wir festgestellt, dass auch diese LadesĂ€ule von ursprĂŒnglich 22kW auf 11kW gedrosselt wurde, aber wir wagen einen neuen Versuch, vielleicht war es ja nur auf der einen Anschlussseite oder der falsche Wochentag.
Tja, leider erweist sich auch der andere Anschluss als 11kW-Schnarchladeanschluss. Damit ist diese schöne Location fĂŒr uns als Zwischenhalt raus. Wir fahren weiter zur auf unserer Strecke nĂ€chstgelegenen 22kW-LadesĂ€ule in Ronshausen.
Von dort reicht es dann via BundesstraĂen bis Göttingen bzw. Northeim und weiter auf der A7 nach Hause.
Fazit
Ich gebe es zu: Schnelleres Laden als mit max. 22kW auf Langstrecke unterwegs wĂ€re schon nicht verkehrt. Wir reisen so zwar sehr entspannt, aber ein Reisetag wird doch recht lang. In den letzten Jahren war das kein Problem, aber so ist das mit den WĂŒnschen und AnsprĂŒchen.
Ein Mal noch nĂ€chstes Jahr, dann lĂ€uft das Leasing fĂŒr die ZOE aus und unser nĂ€chstes E-Auto (falls wir dann noch ein eigenes Auto brauchen) wird ganz bestimmt DC laden â und zwar schnell â können. Es wird dann natĂŒrlich unterwegs noch teurer, aber so oft machen wir das nun auch wieder nicht.
Auf der Matrei-Reise haben wir in diesem Jahr insgesamt ca. 110,- ⏠fĂŒr Ladestrom berappen mĂŒssen. FĂŒr rund 1.900 gefahrene km immer noch OK. Das sind rund 5,79⏠/ 100km. Ein Diesel kĂ€me mit 5 Litern Verbrauch auf 100km bei aktuellen Preisen (1,40âŹ/l) auf 7,-⏠/ 100km. Aber die Kosten sind ja nicht alles, gelle. Bei uns kommt nix Giftiges vorne rein und nix Giftiges hinten raus und wir finanzieren keine ölexportierenden LĂ€nder mit fragwĂŒrdigen Menschenrechtsauffassungen: Die Wertschöpfung fĂŒr unsere Antriebsenergie bleibt lokal. Gern geschehen.
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